DEIN KIND MATSCHT MIT ESSEN: 3 ÜBERRASCHENDE GRÜNDE, WARUM DAS WICHTIG IST
- Louisa Nam Nam

- 27. Mai
- 4 Min. Lesezeit

Der Kartoffelbrei fliegt durch die Küche, das Gemüse wird zu kleinen Türmchen gestapelt und dein Kind grinst fröhlich über das Chaos. Während du verzweifelt nach dem Küchenhandtuch greifst, fragst du dich: Macht mein Kind das absichtlich? Als Mama und Ernährungscoach kann ich dich beruhigen: Nein – und es ist sogar wichtig für die Entwicklung.
Warum Kinder mit dem Essen matschen – und das völlig normal ist
Fast alle Eltern kennen diese Phase: Das Kind spielt mehr mit dem Essen, als es zu essen. Bananen werden zerquetscht, Nudeln einzeln vom Teller gefischt, und der Joghurt wird kunstvoll verschmiert. Was für uns wie pures Chaos aussieht, ist für dein Kind wichtige Entwicklungsarbeit.
Das Matschen mit Essen ist keine schlechte Angewohnheit oder ein Zeichen für Respektlosigkeit. Es ist ein natürlicher und notwendiger Lernprozess, der meist zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat besonders intensiv auftritt.
Die 3 wichtigsten Gründe für Kinder mit Essen zu Matschen
Grund 1: Sensorische Entdeckung – Dein Kind erforscht die Welt durch Berührung
Kinder lernen primär über ihre Sinne. Bevor sie verstehen, was "weich", "klebrig" oder "körnig" bedeutet, müssen sie es fühlen, drücken und erforschen.
Was passiert beim sensorischen Spiel mit Essen:
Das Kind lernt verschiedene Texturen und Konsistenzen kennen
Es entwickelt ein Verständnis für Materialeigenschaften (fest, flüssig, formbar)
Die taktile Wahrnehmung wird geschult – wichtig für spätere Fähigkeiten
Das Gehirn verknüpft Berührung mit Geschmack und Geruch
Beispiele für sensorische Erforschung:
Joghurt zwischen den Fingern durchdrücken
Reis durch die Hand rieseln lassen
Weichen Bananen-Brei kneten
Verschiedene Obst-Texturen ertasten
Diese sensorische Integration ist fundamental für die gesamte Entwicklung deines Kindes – nicht nur beim Essen.
Grund 2: Feinmotorik-Training – Kleine Hände brauchen Übung
Jede Matsch-Aktion ist ein Mini-Workout für die kleinen Handmuskeln deines Kindes.
Was beim Matschen trainiert wird:
Hand-Augen-Koordination: Gezielt greifen und platzieren
Kraftdosierung: Wie fest muss ich drücken, damit etwas passiert?
Fingergeschicklichkeit: Pinzettengriff und Fingerisolation
Bilaterale Koordination: Beide Hände zusammen verwenden
Praktische Feinmotorik-Übungen beim Essen:
Erbsen einzeln aufpicken (Pinzettengriff)
Teig kneten und formen
Soße mit dem Finger "malen"
Krümel zusammenschieben
Diese Fähigkeiten sind später wichtig für Schreiben, Malen, Anziehen und viele andere Alltags-Fertigkeiten.
Grund 3: Autonomie und Selbstbestimmung – "Was passiert, wenn ich DAS mache?"
Kinder zwischen 12 und 24 Monaten entdecken ihre Selbstwirksamkeit. Sie wollen verstehen: "Kann ich etwas bewirken? Was passiert, wenn ich handle?"
Das Matschen gibt deinem Kind Kontrolle:
Ursache und Wirkung verstehen: "Wenn ich drücke, wird es platt"
Eigene Entscheidungen treffen: "Ich bestimme, was mit dem Essen passiert"
Grenzen austesten: "Wie reagieren Mama und Papa?"
Kreativität entwickeln: "Ich kann Kunstwerke erschaffen"
Diese Autonomie-Entwicklung ist ein wichtiger Schritt zur Selbstständigkeit und sollte (in Grenzen) unterstützt werden.
Wann wird das Matschen problematisch?
Nicht jedes Spiel mit Essen ist entwicklungsfördernd. Manchmal stecken andere Gründe dahinter:
Aufmerksamkeit suchen
Das Kind merkt: "Wenn ich matsche, reagieren die Eltern stark"
Lösung: Positive Aufmerksamkeit bei erwünschtem Verhalten geben
Überforderung oder Stress
Zu viele Optionen oder zu große Portionen
Lösung: Kleinere Mengen, weniger Auswahl anbieten
Sättigung erreicht
Das Kind ist satt und zeigt das durch Spielen
Lösung: Fragen "Bist du satt?" und Mahlzeit beenden
Matschen liebevoll begleiten – Praktische Tipps für entspannte Mahlzeiten
Vorbereitung ist alles
Schaffe matsch-freundliche Bedingungen:
Unterlage unter den Hochstuhl legen
Lätzchen mit Ärmeln oder alte Kleidung
Feuchte Tücher griffbereit haben
Kleine Portionen anbieten
Entspannte Einstellung entwickeln
Grenzen setzen ohne zu verurteilen
Das darfst du kommunizieren:
"Das Essen gehört auf den Teller oder in den Mund"
"Wenn du spielst, zeigst du mir, dass du satt bist"
"Du darfst erforschen, aber wir halten den Tisch sauber"
Das solltest du vermeiden:
"Pfui, das ist eklig!"
"Hör auf zu matschen!"
"Schlechtes Kind!"
Alternativen für starke Matscher
Wenn das Chaos überhandnimmt:
Sensorik-Spielzeiten außerhalb der Mahlzeiten anbieten
Matsch-Tabletts mit verschiedenen Materialien
Fingerfarben aus Quark oder Pudding
Knete aus Mehl und Wasser zum freien Spiel
Matschen nach Altersgruppen verstehen
6-12 Monate: Erste Entdeckungen
Typisches Verhalten: Essen wird zerdrückt, verschmiert, auf den Boden geworfen
Entwicklungsziel: Sensorische Erfahrungen sammeln
Deine Rolle: Geduldig begleiten, Sicherheit geben
12-18 Monate: Aktive Erforschung
Typisches Verhalten: Gezieltes Experimentieren, Türme bauen, Muster malen
Entwicklungsziel: Ursache-Wirkung verstehen, Feinmotorik trainieren
Deine Rolle: Grenzen setzen, aber Entdeckerdrang respektieren
18-24 Monate: Kreative Phase
Typisches Verhalten: Komplexere "Kunstwerke", bewusstes Testen von Grenzen
Entwicklungsziel: Autonomie entwickeln, soziale Regeln lernen
Deine Rolle: Klare Strukturen bieten, Kreativität kanalisieren
Ab 2 Jahren: Rückgang der Matsch-Phase
Typisches Verhalten: Weniger intensives Matschen, mehr gezieltes Essen
Entwicklungsziel: Soziale Normen verstehen und befolgen
Deine Rolle: Tischmanieren einführen, Selbstständigkeit fördern
Wann endet die Matsch-Phase?
Die intensive Matsch-Phase lässt meist zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr nach. Das Kind hat dann:
Ausreichend sensorische Erfahrungen gesammelt
Die nötige Feinmotorik entwickelt
Verstanden, dass Essen primär zum Essen da ist
Gelernt, seine Autonomie auf andere Weise auszudrücken
Wichtig: Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Manche matschen länger, andere weniger intensiv.
Entspannt bleiben: Deine Einstellung macht den Unterschied
Das Chaos ist vorübergehend
Auch wenn es sich endlos anfühlt: Diese Phase geht vorbei. Kein Kind matscht mit 5 Jahren noch täglich mit seinem Essen.
Entwicklung braucht "Dreck"
Saubere Kinder sind nicht automatisch besser entwickelte Kinder. Ein gewisses Maß an Chaos gehört zum Lernen dazu.
Du erziehst kein "schlimmes" Kind
Das Matschen ist kein Zeichen für schlechte Erziehung. Es zeigt, dass dein Kind neugierig und entwicklungsbereit ist.
Matschen mit Essen: Ein Zeichen gesunder Entwicklung
Das nächste Mal, wenn dein Kind den Kartoffelbrei kunstvoll auf dem Tablett verteilt, denk daran: Es lernt gerade etwas Wichtiges. Es erforscht die Welt, trainiert seine Fähigkeiten und entwickelt seine Persönlichkeit.
Mit der richtigen Vorbereitung und einer entspannten Einstellung wird das Matschen zu einem natürlichen Teil eurer Familienmahlzeiten – ohne Stress, ohne Schuldgefühle, aber mit viel Verständnis für die wichtige Entwicklungsarbeit deines Kindes.

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