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BEDÜRFNISORIENTIERTE ESSENSERZIEHUNG: WARUM "DU MUSST AUFESSEN!" DEINEM KIND SCHADET

"Du darfst erst vom Tisch aufstehen, wenn der Teller leer ist!" – Kennst du diesen Satz noch aus deiner eigenen Kindheit? Als Ernährungscoach und Mama begegne ich täglich den Folgen solcher gut gemeinten, aber problematischen Essensregeln. Es ist Zeit für einen anderen Weg.


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Was bedeutet bedürfnisorientierte Essenserziehung?

Bedürfnisorientierte Essenserziehung bedeutet, das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl deines Kindes zu respektieren und zu stärken. Statt Zwang und Druck setzen wir auf Vertrauen – Vertrauen in die Körpersignale unserer Kinder und in ihre Fähigkeit, selbst zu regulieren, wie viel sie brauchen.

Das klingt zunächst vielleicht beängstigend. Schließlich wollen wir doch, dass unsere Kinder gut versorgt sind! Aber genau hier liegt das Missverständnis: Kinder sind von Natur aus perfekte Esser – wenn wir sie lassen.


Die erschreckende Wahrheit über traditionelle Essensregeln

In meiner Praxis erlebe ich es täglich: Erwachsene, die ihr natürliches Sättigungsgefühl verloren haben. Sie essen aus Gewohnheit, aus Langeweile oder bis der Teller leer ist – aber nicht mehr nach ihrem Körpergefühl.

Wie ist das passiert? Oft durch gut gemeinte Erziehung:

  • "Du musst aufessen, sonst wird morgen schlechtes Wetter!"

  • "Wenn du dein Gemüse isst, bekommst du Nachtisch."

  • "Denk an die armen Kinder in Afrika!"

  • "Nur noch drei Löffel, dann bist du fertig."

Diese Sätze mögen liebevoll gemeint sein, aber sie haben eine gefährliche Botschaft: "Vertraue nicht deinem Körper, sondern äußeren Regeln."


Warum Kinder perfekte Esser sind

Babys und Kleinkinder kommen mit einem intuitiven Verständnis für Hunger und Sättigung zur Welt. Ein Baby trinkt, bis es satt ist, und wendet dann den Kopf ab. Ein Kleinkind springt vom Stuhl auf, wenn der Hunger gestillt ist – ganz natürlich.

Diese Fähigkeit ist ein evolutionäres Geschenk. Unser Körper weiß genau, was er braucht und wann er genug hat. Wir müssen diese Weisheit nur erhalten, statt sie zu überschreiben.


Die 3 Grundprinzipien bedürfnisorientierter Essenserziehung


1. Klare Rollenverteilung: Du entscheidest WAS und WANN – dein Kind entscheidet OB und WIEVIEL

Als Elternteil bist du verantwortlich für:

  • Was auf den Tisch kommt (ausgewogene, nährstoffreiche Auswahl)

  • Wann gegessen wird (regelmäßige Mahlzeitenstruktur)

  • Wo gegessen wird (ruhige Atmosphäre am Tisch)

Dein Kind ist verantwortlich für:

  • Ob es etwas vom Angebot isst

  • Wieviel es davon isst

  • Wann es satt ist

Diese Aufteilung klingt simpel, ist aber revolutionär. Sie gibt dir die Kontrolle über das Nahrungsangebot und deinem Kind die Kontrolle über seinen Körper.


2. Kein Zwang, keine Bestechung, kein Druck

Verbanne diese Sätze aus deinem Familien-Vokabular:

  • "Nur noch einen Bissen..."

  • "Wenn du das isst, dann..."

  • "Du kannst nicht satt sein, du hast ja kaum etwas gegessen!"

Sage stattdessen:

  • "Du entscheidest, wann du satt bist."

  • "Dein Bauch weiß am besten, wie viel er braucht."

  • "Du musst nichts essen, was du nicht magst."


3. Regelmäßige Struktur mit Sicherheit

Kinder brauchen Vorhersagbarkeit. Biete regelmäßige Mahlzeiten und Snacks an, mit mindestens einer Komponente bei jeder Mahlzeit, die dein Kind mag und akzeptiert.

Das könnte bedeuten: Auch wenn es heute Lachs mit Brokkoli gibt, steht zusätzlich Brot auf dem Tisch, das dein Kind gerne isst. So hat es immer eine "sichere" Option.


Was passiert, wenn du loslässt?

Die häufigste Sorge: "Mein Kind wird dann nur noch Süßigkeiten essen!"

Die Realität: Kinder regulieren sich meist innerhalb weniger Wochen selbst, wenn der Druck wegfällt. Ja, vielleicht gibt es eine Phase der "Kompensation", aber das legt sich.

Langfristige Vorteile:

  • Dein Kind behält sein natürliches Sättigungsgefühl

  • Weniger Machtkämpfe am Esstisch

  • Entspanntere Familienmahlzeiten

  • Schutz vor späteren Essstörungen

  • Gesünderes Körpergefühl im Erwachsenenalter


Praktische Umsetzung im Alltag

Das darfst du tun:

  • Vielfältige, ausgewogene Mahlzeiten anbieten

  • Eine entspannte Atmosphäre schaffen

  • Selbst Vorbild beim Essen sein

  • Dein Kind fragen: "Ist dein Bauch satt?"

  • Akzeptieren, wenn dein Kind aufhören möchte

Das solltest du lassen:

  • Portionsgrößen für dein Kind bestimmen

  • Zum Probieren drängen

  • Essen als Belohnung oder Strafe einsetzen

  • Während des Essens verhandeln


Ein neues Verständnis von "gesunder Ernährung"

Gesunde Ernährung bedeutet nicht nur, was dein Kind isst, sondern auch wie es zum Essen steht. Ein Kind, das mit Freude und ohne Zwang isst, entwickelt eine lebenslang gesündere Beziehung zu Nahrung – auch wenn es mal eine Phase gibt, in der nur Nudeln auf dem Speiseplan stehen.


Der Mut zum Vertrauen

Als Mutter weiß ich: Loslassen ist schwer. Wir wollen das Beste für unsere Kinder und haben Angst, etwas falsch zu machen. Aber manchmal ist das Beste, was wir tun können, unserem Kind zu vertrauen.

Dein Kind weiß, wann es satt ist. Es weiß, wie viel sein Körper braucht. Diese Weisheit ist ein Geschenk – bewahre es, statt es zu überschreiben.


Deine nächsten Schritte

Beginne klein:

  1. Beobachte ohne zu bewerten – wie isst dein Kind momentan?

  2. Reduziere schrittweise den Druck – weniger "Noch ein Löffel"-Sätze

  3. Schaffe Vertrauen – "Du weißt am besten, wann du satt bist"

  4. Hab Geduld – Veränderung braucht Zeit


Bedürfnisorientierte Essenserziehung ist kein Trend, sondern eine Rückkehr zu dem, was Kinder von Natur aus können: auf ihren Körper zu hören.


Welche Erfahrungen hast du mit dem Loslassen beim Essen gemacht? Teile deine Geschichte in den Kommentaren – ich freue mich auf den Austausch mit dir!
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