EMOTIONALES ESSEN VERSTEHEN: WAS DEIN INNERES KIND WIRKLICH BRAUCHT
- Louisa Nam Nam

- 29. Mai
- 5 Min. Lesezeit

Es ist 22 Uhr, du stehst vor dem geöffneten Kühlschrank und weißt eigentlich, dass du nicht hungrig bist. Trotzdem greifst du zu Schokolade, Chips oder dem Nutellaglas. Kennst du das? Als Ernährungscoach erlebe ich täglich: Hinter emotionalem Essen steckt oft ein hungriges inneres Kind, das nicht nach Nahrung, sondern nach emotionaler Nahrung verlangt.
Emotionales Essen erkennen: Der Unterschied zwischen Körper- und Gefühls-Hunger
Über 70% aller Menschen essen regelmäßig aus emotionalen Gründen - das zeigen aktuelle Studien. Doch was ist emotionales Essen eigentlich? Und warum passiert es uns immer wieder, obwohl wir es "besser wissen"?
Was ist emotionales Essen?
Emotionales Essen bedeutet: Du nutzt Nahrung, um emotionale Bedürfnisse zu befriedigen statt körperlichen Hunger zu stillen. Das kann Stress-Essen sein, Trost-Essen, Langeweile-Essen oder Belohnungs-Essen.
Wichtig: Emotionales Essen ist keine Charakterschwäche oder mangelnde Willenskraft. Es ist ein erlerntes Bewältigungsmuster, das meist in der Kindheit entsteht.
Die Verbindung zwischen innerem Kind und Essverhalten verstehen
Warum das innere Kind beim Essen mitspricht
Unser inneres Kind trägt alle frühen Erfahrungen mit Essen in sich:
Wie wurden Emotionen in deiner Familie mit Essen verbunden?
Gab es Trost-Essen bei Verletzungen oder Enttäuschungen?
Wurde Essen als Belohnung oder Strafe eingesetzt?
Herrschte Nahrungsmangel oder -überschuss in deiner Kindheit?
Diese frühen Prägungen beeinflussen unbewusst unser heutiges Essverhalten - besonders in emotional schwierigen Momenten.
Typische innere Kind-Botschaften beim Essen
"Ich brauche Trost" → Griff zu süßen, weichen Lebensmitteln (Schokolade, Eis) "Ich fühle mich unsicher" → Verlangen nach bekannten Kindheits-Lebensmitteln "Ich bin gestresst" → Schnelles, gedankenloses Essen "Ich verdiene eine Belohnung" → Essen als Ausgleich für Anstrengung "Mir ist langweilig" → Essen als Stimulation und Ablenkung
Körperlichen von emotionalem Hunger unterscheiden lernen
Die 3-Fragen-Methode für mehr Ess-Bewusstheit
Frage 1: Kommt der Hunger plötzlich oder allmählich?
Körperlicher Hunger:
Entwickelt sich langsam und stetig
Beginnt mit leichtem Magenknurren
Wird allmählich stärker
Lässt sich hinauszögern
Emotionaler Hunger:
Kommt plötzlich und überfallsartig
Fühlt sich dringend und intensiv an
Entsteht oft nach emotionalen Auslösern
Duldet keinen Aufschub
Frage 2: Verlangt es nach einem bestimmten Lebensmittel?
Körperlicher Hunger:
Ist offen für verschiedene Optionen
Kann mit gesunden Alternativen gestillt werden
Hört auf, wenn der Magen gefüllt ist
Führt zu zufriedenem Sättigungsgefühl
Emotionaler Hunger:
Verlangt nach ganz bestimmten Lebensmitteln
Lässt sich nicht durch Alternativen befriedigen
Hört nicht beim Sattwerden auf
Führt oft zu Schuldgefühlen nach dem Essen
Frage 3: Was hätte dein 6-jähriges Ich wirklich gebraucht?
Diese Frage hilft dir, das wahre Bedürfnis zu erkennen:
Aufmerksamkeit und Zuwendung?
Trost und Beruhigung?
Sicherheit und Geborgenheit?
Anerkennung und Lob?
Pause und Entspannung?
Häufige emotionale Hunger-Trigger erkennen
Stress und Überforderung
Typisches Verlangen: Salzige, knusprige Snacks (Chips, Nüsse) Was das innere Kind braucht: Pause, Entspannung, Unterstützung
Einsamkeit und Traurigkeit
Typisches Verlangen: Süße, weiche Lebensmittel (Schokolade, Eis, Kekse) Was das innere Kind braucht: Verbindung, Trost, emotionale Wärme
Langeweile und Leere
Typisches Verlangen: Verschiedenes, oft wahllos Was das innere Kind braucht: Stimulation, Sinn, Aktivität
Wut und Frustration
Typisches Verlangen: Harte, kauintensive Lebensmittel (Möhren, Äpfel, Nüsse) Was das innere Kind braucht:Ausdruck der Gefühle, Bewegung
Belohnung und Erfolg
Typisches Verlangen: "Verbotene" Lebensmittel als Belohnung Was das innere Kind braucht: Anerkennung, Stolz, Feier
Praktische Strategien: Dem inneren Kind anders begegnen
Strategie 1: Der emotionale Hunger-Check
Bevor du isst, halte inne und frage:
Bin ich körperlich hungrig? (Magenknurren, schwache Energie?)
Was ist gerade emotional bei mir los? (Stress, Trauer, Langeweile?)
Was brauche ich wirklich in diesem Moment?
Strategie 2: Alternative Trost-Strategien entwickeln
Statt Essen für emotionale Bedürfnisse:
Bei Stress:
5 Minuten tiefe Atemübungen
Kurzer Spaziergang an der frischen Luft
Entspannungsmusik hören
Bei Traurigkeit:
Freund/in anrufen für ein Gespräch
Warmes Bad oder Dusche nehmen
Lieblings-Tee in Ruhe trinken
Bei Langeweile:
Neue Aktivität ausprobieren
Buch lesen oder Podcast hören
Kreatives Projekt beginnen
Bei Belohnungsbedürfnis:
Non-Food-Belohnungen etablieren (Bad, Film, neue Musik)
Stolz bewusst würdigen ohne Essen
Erfolge aufschreiben in ein Dankbarkeitstagebuch
Strategie 3: Achtsames Essen praktizieren
Wenn du dich für Essen entscheidest:
Langsam und bewusst essen
Geschmack wirklich wahrnehmen
Auf Sättigungsgefühl achten
Ohne Ablenkung (TV, Handy) essen
Umgang mit emotionalem Essen ohne Selbstverurteilung
Mitgefühl statt Selbstkritik
Statt: "Ich habe schon wieder versagt!" Denke: "Mein inneres Kind suchte Trost. Das ist menschlich und verständlich."
Statt: "Ich bin disziplinlos!" Denke: "Ich lerne gerade, meine Bedürfnisse besser zu verstehen."
Die 24-Stunden-Regel
Nach emotionalem Essen:
Keine sofortigen Konsequenzen (Diät, Verzicht)
24 Stunden warten und dann reflektieren
Liebevoll analysieren: Was war der Auslöser?
Nächstes Mal anders - ohne Druck
Heilung alter Ess-Muster: Arbeit mit dem inneren Kind
Innere Kind-Meditation für Ess-Themen
Geführte Reflexion:
Setze dich ruhig hin und schließe die Augen
Stelle dir dein 6-jähriges Ich vor - wie sahst du aus?
Frage dein inneres Kind: "Was brauchst du, wenn du traurig/gestresst/einsam bist?"
Höre auf die Antworten - oft ist es nicht Essen
Versprich deinem inneren Kind: "Ich kümmere mich um diese Bedürfnisse"
Neue Glaubenssätze entwickeln
Alte Muster erkennen:
"Essen hilft mir beim Entspannen"
"Süßes macht mich glücklich"
"Ohne Essen halte ich den Stress nicht aus"
Neue, liebevolle Überzeugungen:
"Ich kenne viele Wege, mich zu beruhigen"
"Echte Freude entsteht durch Verbindung und Sinn"
"Ich bin stark genug, Emotionen zu fühlen, ohne sie wegzuessen"
Professionelle Hilfe bei emotionalem Essen
Wann ist Unterstützung sinnvoll?
Hol dir Hilfe, wenn:
Emotionales Essen täglich vorkommt
Du dich völlig unkontrolliert fühlst
Schuldgefühle dominieren dein Essverhalten
Gewichtsschwankungen belasten dich stark
Du soziale Situationen meidest wegen des Essens
Therapeutische Ansätze
Bewährte Methoden:
Verhaltenstherapie für neue Bewältigungsstrategien
Innere Kind-Arbeit bei tieferliegenden Themen
Achtsamkeitsbasierte Ansätze für mehr Körperbewusstsein
Ernährungsberatung für praktische Alltagshilfen
Emotionales Essen in verschiedenen Lebensphasen
Emotionales Essen in der Kindheit verhindern
Als Elternteil kannst du:
Essen nicht als Trost bei jedem kleinen Wehweh anbieten
Emotionen benennen und validieren statt zu überfüttern
Alternative Trost-Strategien vorleben (Umarmung, Zuhören)
Eigenes emotionales Essen reflektieren - Kinder lernen durch Beobachtung
Emotionales Essen in Stresszeiten
Besonders herausfordernde Phasen:
Beruflicher Stress oder Jobwechsel
Beziehungsprobleme oder Trennungen
Krankheit in der Familie
Hormonelle Veränderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre)
Präventive Strategien:
Stress-Management vor der Krise etablieren
Support-Netzwerk aufbauen und nutzen
Realistische Erwartungen an sich selbst
Ein neues Verhältnis zu Essen und Gefühlen entwickeln
Essen als Genuss, nicht als Emotionsregulator
Das Ziel ist nicht:
Niemals emotional zu essen
Perfekte Kontrolle über das Essverhalten
Essen völlig von Gefühlen zu trennen
Das Ziel ist:
Bewusste Entscheidungen treffen können
Vielfältige Bewältigungsstrategien haben
Mitgefühl mit dir selbst entwickeln
Essen wieder genießen können ohne Schuldgefühle
Die Reise zu emotionaler Ess-Freiheit
Denk daran: Die Heilung emotionaler Ess-Muster ist ein Prozess, keine Destination. Jeder Schritt zu mehr Bewusstheit ist wertvoll - auch wenn es Rückschritte gibt.
Dein inneres Kind hat jahrelang gelernt, dass Essen hilft. Es braucht Zeit und Geduld, um neue, liebevollere Wege zu finden, mit schwierigen Gefühlen umzugehen.
Mit Selbstmitgefühl, praktischen Strategien und der Bereitschaft, hinter die Oberfläche zu schauen, kannst du eine befreiende Beziehung zu Essen und deinen Emotionen entwickeln.
Deine ersten Schritte zu emotionaler Ess-Bewusstheit
Heute kannst du beginnen:
Führe ein Emotions-Ess-Tagebuch für eine Woche
Stelle dir die 3 Fragen vor jedem emotionalen Ess-Impuls
Entwickle eine Liste alternativer Trost-Strategien
Übe Selbstmitgefühl statt Selbstkritik nach emotionalem Essen
Suche dir Unterstützung, wenn du sie brauchst
Langfristige Ziele:
Körperliche und emotionale Hunger unterscheiden können
Vielfältige Bewältigungsstrategien für schwierige Gefühle haben
Essen wieder als Nährung und Genuss erleben
Deinem inneren Kind liebevolle Aufmerksamkeit schenken

Welche emotionalen Ess-Trigger kennst du bei dir? Was hat deinem inneren Kind in schwierigen Momenten wirklich geholfen? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren - gemeinsam können wir voneinander lernen! ❤️
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